In Zusammenarbeit mit der Archäologischen Staatssammlung München (B. Ziegaus) und der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft (D. Klose und A. Pangerl).
Das jährliche Treffen des Arbeitskreises Experimentelle Numismatik fand am 13. und 14.7. 2023 in München statt.
Hier werden demnächst Abstracts zu den folgenden Themen eingestellt:
Agenda:
13.7. Donnerstagnachmittag:
In der Archäologischen Staatssammlung wurde ein 2019 entdeckter, keltischer Potinfund aus der Gegend von Würzburg vorgestellt und diskutiert. Es handelt sich um 261 gegossene Sequanerpotins aus dem späten 2. Jh. v. Chr. Etwa die Hälfte des Fundes stammt aus dem Pflughorizont, weshalb die Münzen über mehrere Quadratmeter verteil an der Oberfläche lagen. Anlässlich der Nachuntersuchung der Fläche zeichnete sich eine Fundkonzentration ab, so dass man sich entschied, diese Münzen im Block zu bergen und später eine Ausgrabung unter Laborbedingungen in den Restaurierungsateliers der Archäologischen Staatssammlung vorzunehmen.
Im Fraunhofer-Institut IIS in Fürth wurde 2021 der Erdblock mit den Münzen vorab mittels Computertomographie untersucht. Mit einem speziellen Softwareprogramm konnten vom Block Schichtaufnahmen und dreidimensionale Bilder erstellt werden, die zeigen, wieviel Münzen sich in dem Block befinden und wie sie zueinander liegen. Die Aufnahmen sind in ihrer Qualität so gut, dass man sogar Informationen über die Münztypen und Varianten erhalten kann. CT-Untersuchungen bieten also im Vorgriff auf die Freilegung und die Auflösung eines Erdblocks die Chance, mehr über das Innenleben von noch nicht ausgegrabenen Objekten zu erfahren. Außerdem erlaubt die CT ein gut nachvollziehbares Vorgehen und eine sehr genaue Dokumentation während des schichtweisen Abtrags, bevor dann in einem zweiten Schritt die Beschreibung, Bestimmung und Deutung der Münzen beginnt. (Ziegaus)
Im weiteren wurden mit RFA Metallanalysen durchgeführt ua an keltischen Fundmünzen aus Thüringen (Schlapke), an mittelalterlichen Münzen aus einem Fund in Salzburg (Hylla), sowie an einer Münzwaage aus Norditalien aus dem späten 18. Jdt, mit diversen Gewichten für Goldmünzen (Pangerl).
14.7. Ganztägig zu den Themen:
Vorstellung eines Prägestocks zur Herstellung von religiösen Medaillen aus Salzburg (Hylla)
Aspekte der naturwissenschaftlichen Untersuchungen zu den Imitationen römischer Denare aus der Siedlung Frienstedt. (Schlapke)
Gibt es “stempeltechnische Merkmale”, die sich zur Systematisierung von barbarisierten Denaren eignen könnten, Diskussion anhand einiger Beispiele stark barbarisierter Gaius-Lucius-Denare (u.a. mit Thüringer Fundprovenienz). (Schlapke)
Wurden Prägestempel für Dekadrachmen aus Syrakus graviert oder gegossen ? (Kreutzer)
Armenische Silbermünzen des Königs Levon II. (1270–1289); ganze und halbe Drams wurden mit den selben Stempeln geprägt. Zukünftig geplant ist ein Prägeexperiment: Wie konnte man den raschen Verschleiß der Stempel bei zu kleinen Schrötlingen verhindern ? (Klose)
Übersicht der wichtigsten experimentellen Ergebnisse der letzten 20 Jahre der Münzwerkstatt in Zschopau (Hammer)
Herstellungsfragen zu römischen Militärdiplomen, Gewalzt oder gegossen / geschliffen ? Einfluss der besonderen funktionalen Diplomlegierung auf die Massenherstellung der Diplombleche und die Stichelung der Schrift; mit Lupenvorführung an Originalen (Pangerl & Lehmann)
Herstellungstechnik einer spätrömischen Tessera des 5. Jahrhundert. Eingelegte Schrift in Silber. (Pangerl & Lehmann)
Ergebnisse der Schrötlingsherstellung aus Messing zur zukünftigen Sesterzenprägung (Brüstle)
(Fotos Andreas Pangerl)