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Veranstaltungen 2020

Die falschen Guldenblätter von 1482

Agnes Aspetsberger, Wien

Die Falsche-Gulden-Blätter sind Drucke des späten 15. Jahrhunderts. Sie warnen vor Fälschungen fünf verschiedener Goldgulden, die sich angeblich im Umlauf befinden sollen und berichten von Fälschern, die bereits gefasst und bestraft worden seien. Die auf den Drucken thematisierten Münzen werden nicht nur im Text beschrieben, sondern auf den meisten Guldenblättern auch abgebildet. Im Vortrag wurden alle bekannten Falsche-Gulden-Blätter vorgestellt, die Gepräge, die als Vorlage für die Abbildungen dienten, besprochen und zeitlich in Relation zu den Drucken gebracht. Außerdem wurde durch Vergleiche des Textes und der Abbildungen, sowie besonderer Merkmale der Falsche-Gulden-Blätter versucht, Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Drucken aufzuzeigen. Der Nutzen der Guldenblätter kann aufgrund der mangelnden Qualität der Abbildungen und der unzureichenden Beschreibung der Münzen als gering eingestuft werden. Der inoffizielle Charakter, den die Guldenblätter aufgrund der fehlenden Nennung eines Auftraggebers, Empfängerkreises und Geltungszeitraums ausstrahlen, kann nach den durchgeführten Recherchen bestätigt werden.

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Neue Aspekte der archaischen Münzprägung in Milet

Digitaler Vortrag am 13.09.2020, Rudolf Hilbert, München.

Der Vortragende stellte neue Erkenntnisse zu der umfangreichen Elektronprägung von Milet aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. vor. Die Stempelstudie der Emission zeigt, dass sie in drei verschiedene Prägephasen unterteilt werden kann, die sich u. a. durch Änderungen in den Motiven der Rückseitenpunzen und durch den sukzessiven Wegfall einzelner Nominalstufen unterscheiden lassen. Zudem konnte über Stempelkoppelungen nachgewiesen werden, dass die bisher nach Mylasa gegebenen 1/48-Statere mit dem Skorpion auf der Rückseite in Milet geprägt wurden. Durch neuere Forschungen erscheint für den Beginn der Prägung ein früheres Datum, zwischen 620 und 600 v. Chr. wahrscheinlicher als das in dem Buch über die milesische Elektronprägung (Hilbert 2018) genannte Datum um 600 v. Chr. Anhand des erhöhten Emissionsvolumens in der zweiten Prägephase und des rapiden Abfalls in der nachfolgenden dritten Phase erschien es dem Vortragenden plausibel, das Ende der Phase 2 um das Jahr 546 v. Chr. und somit gleichzeitig mit dem Untergang des lydischen Reiches anzusetzen. Bei der Legierung der Münzen konnte im zeitlichen Verlauf eine Abnahme des Goldanteils zugunsten des Kupfers festgestellt werden. Darüber hinaus wurden auch technische Aspekte der Prägung behandelt. Die metallographische Untersuchung einer Hemihekte deutet darauf hin, dass der Schrötling aus der flüssigen Phase schnell abgekühlt wurde und die Prägung im kalten Zustand erfolgte. Missgeschicke während des Prägevorgangs (Stichwort ‘Leerschlag’) konnten an einzelnen Stateren nachgewiesen werden. Statistische Bemerkungen zur Stempelschätzung sowie zur Frage des Grades der Vollständigkeit des Münzcorpus (Stichwort ‘Coverage’) wurden kurz angesprochen. Anhand einer Grafik wurde das jährliche Aufkommen an neuen Münzen seit dem Jahr 1800 dargestellt. Schließlich wurde eine überschlagsmäßige Schätzung der Anzahl der insgesamt ausgegebenen Münzen pro Nominal abgegeben und der Wert dieser Münzen in ein zu der Zeit gültiges Silberäquivalent umgerechnet.

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Ein neuer Porträttyp München-Antiochia für Agrippina minor – basierend auf Münzporträts und einer Porträtskulptur

Digitaler Vortrag am 21.6.2020 – Andreas Pangerl, München;

Der Vortragende schlägt einen neuen Porträttyp „München-Antiochia“ der Agrippina minor vor. Dieser Typus wird definiert auf Basis eines Porträtkopfes mit enger Übereinstimmung besonders zu einer Tetradrachmen-Emission von Agrippina minor und Nero aus Antiochia am Orontes aus dem Jahr 56/57 n. Chr. Agrippina minor wird gezeigt mit breitem, flachem Mittelscheitel, vier bis fünf Reihen großer Locken an der Schläfe, vom Mittelscheitel ausgehend von unten nach oben gedreht, ein nach oben gedrehtes Löckchen vor dem ansonsten bis auf das Ohrläppchen von Lockenreihen bedeckten Ohr, zwei gedrehte Lockensträhnen hinter dem Ohr hängend. Der Porträttyp zeigt wie die bisher bekannten Typen leicht gewelltes, durch den Mittelscheitel getrennt fallendes Hinterhaupthaar und eine Nackenschlaufe.